Samstag, 30. Oktober 2010

Am Pranger

Seht euch mal dieses Nuttchen an,
die setzt sich doch auf jeden Mann,
die Kerle haben's bei der leicht,
wie eklig, dass einer nicht reicht.

Wie die rumläuft, eine Schande!
Gleicht dieser ganzen Hurenbande,
kennt die das Wort 'Genügsamkeit',
die wandelnde Geschlechtskrankheit?

Beim Nuttchen da ist nichts dazu,
kurzes Röckchen, rote Schuh.
Mütter, ich schwöre, eure Jungen
sind auch schon bei der eingedrungen.

Die Jungfrau liebte einst nen Knaben,
doch musste ihn zu Grabe tragen,
war ganz und gar von ihm besessen, 
kann ihn bis heute nicht vergessen.

Nun schreien alle sie sei dreist,
die Jungfrau, die jetzt 'Nuttchen' heißt
und kaputt ist vom vielen Vermissen,
die Leute können ja nicht wissen,

dass Nuttchen fest die Augen schließt,
wenn sich Herr X in ihr ergießt,
im Kopf das Bild von ihrem Knaben
aus längst vergangnen Frühlingstagen.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Nachtsch(l)af

Ich hab ein Schaf gerissen,
den Kopf ihm abgebissen,
von nun an nur noch Schlaf
für das arme Schaf.

Ob ich dich liebe?

Ob ich dich liebe
ja
aber mit welcher Konsequenz
weiß ich nicht.
Liebe nur für den Moment
oder immer
immer öfter
weil du schön bist 
und gut zu mir
und aufrichtig
und wenn lieben heißt
bewundern und
hingezogen fühlen
und besser finden als gut
dann ja sehr wohl
liebe ich dich.

Mittwoch, 27. Oktober 2010

Erkannt

Dein Himmelsgebet will ich erhören,
weil niemand sonst dir lauscht wie ich,
will dein bequemes Ich zerstören,
dich salzen wie der Koch den Fisch.

Und unter meinen teuren Blicken
darfst du des Nachts ein Engel sein,
es spiegelt sich durch mein Entzücken
nichts weiter als dein Ich allein.

Kummergarten

Blumenfrau, aus mir wächst Unkraut
mach einen Garten daraus
ich fürchte mich so
zäune mich ein
sonst verwildere ich
zähme mich
sonst breche ich aus
mir heraus
und hinterlasse nur Disteln
und Kummerpflanzen.
Blumenfrau, sende mir Sonne
der Tränenregen
macht die Raupen nicht satt.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Von der verlorenen Liebe

Die Liebe ist verloren
und damit eine Ewigkeit
die niemals ewig war.
Nichts spiegelt sich mehr in seinen Augen,
am wenigsten ihre Seele
und sie lacht so laut,
dass ihr die Ohren weh tun
(und ihm hoffentlich auch,
bis sie ihm abfallen).
Der Prinz von gestern 
ist eingeschlafen,
verbissen träumt er von sich selbst
und nichts ist mehr wie es war.
Er liegt da: Ohne Ohren und Herz.
Sie steht: Den Blick fest auf ihn gerichtet
(anstatt in die Ferne, das Schaf!)
und träumt von Frühlingstagen
die Vergangenheit sind
und nie zu Sommertagen wurden.

Selbstbetrug

Der Himmel hängt voller Kirschmünder
die lassens Speichelblut regnen
und wispern leise
erzählen von dir.

Meine Ohren verstopf ich mit Zuckerwatte
nichts will ich hören
und den Regen für Sirup halten.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Nur eine Ahnung

 (für Theresa)

Eine Ahnung beschleicht mich
erreicht mich
durchdringt mich
bestimmt mich
nur eine Ahnung
kündigt sich an.
Sicher: Niemand vor mir hat sowas erdacht.
Eine Ahnung beschleicht mich
seit gestern Nacht.
Versuche sie zu fassen
in all den Gedankenmassen
um mich herum
nicht ziehen zu lassen
und bin dabei stumm.
Will sie mit niemandem teilen
höchstens mit dir
so soll sie verweilen
für immer in mir.
Sie ist wunderbar leise
Mitbringsel einer Wunderwaldreise
gestern Nacht zu mir selber
mit dir, wir ritten Mondkälber
mit goldenem Fell
durch die taufrische Nacht ritten wir, schnell
nur von Ahnung getrieben.
Die Nacht ist vorbei
und was bleibt uns jetzt?
Ein Sehnsuchtsschrei und -
zu lieben.

Montag, 18. Oktober 2010

Du gefällst mir

Du gefällst mir
hat sie laut gedacht
und sich den Rock etwas höher geschoben damit er auch ganz sicher hinsieht und SIE sieht erst ihre Schenkel und dann ihre Seele. Und als er über sie kam seufzte sie leise und die Röte die er für Lust hielt war in Wahrheit Scham.
Du gefällst mir
flüsterte sie erneut
und war in diesem Moment willig nun auch endlich ihre Seele auszubreiten vor diesem wundervollen Menschen der sie als erster und einziger in Wahrheit sehen sollte im rechten Licht zur rechten Zeit und sie atmete tief ein und ihr Herz war bereit überzufließen.
Er aber schlief längst
und sabberte im Schlaf.
Da weinte sie leise
die ganze Nacht über
und als der Morgen kam
waren beide ertrunken.

Sonntag, 17. Oktober 2010

Adieu

Wutverstopft ist die Kehle,
das Herz klopft wild, zu wild
und die Seele
kennt sich nicht aus,
bin krank, will nach Haus
und schlafen.
Also verlasse ich meinen Grafen 
und sein eisiges Schloss,
ganz und gar ohne Ross
(bin auch kein Reiter,
wär wohl gescheiter!).
Adieu,
jetzt lass ich dich liegen,
reise durch Farben
nach Lummerland,
küss mir die eigenen Narben,
fest eingebrannt
sind sie geblieben
und sonst nicht viel,
adieu mein Prinz,
jetzt ist es aus das Spiel,
ich fliege nach Haus.

Mittwoch, 13. Oktober 2010

Neugeburt

Wir wollen uns in einer Glaskugel verstecken
und durchs Land rollen, Herzensbruder.
Vorbei an Blumenwiesen und
Atomkraftwerken. Vorbei an
Hungernden und Verdurstenden.
Vorbei an kranken Kindern 
und verwöhnten Hunden.
Vorbei an Anstand und Moral
an Ratschlägen und Nächstenliebe.
Überschlagen wollen wir uns
tausendfach bis wir erbrechen
und dann aufbrechen das Glas
und Liebe machen
bis wir uns leid geworden sind.
Dann musst du meine Tränen trocknen
und mir den Schnuller in den Mund stecken
und ich gebe dir die Brust
und alle Sorgen sind wir los.

Foltere mich

Ich erbitte schonunglose Behandlung!
Eine Streckbank vielleicht
verbiete mir den Schlaf
auf Dauer und das Essen
töte mir die Mutter, die ich so liebe
und den Hund.

Hetze Vergewaltiger auf mich 
die grausamsten
lasse mich auspeitschen
und schmier Salz in die Wunden
schlafe vor meinen Augen
mit hundert Frauen.

Ich erbitte schonunglose Behandlung!
Schneid mir die Ohren ab
aber beide
damit ich sie nie mehr höre
deine Lieder.

Tu irgendwas
damit ich dich vergessen kann.

Dich vergessen

Dich vergessen
wie vergessen
vergessen könnte ich auch mich selbst
und habe ich vielleicht schon längst
wenn ich in den Spiegel sehe
sehe ich dich
und sonst nichts
so schön bist du
denke ich dann
und dein Kuss schmeckt kalt
kälter als Eis
denke ich dann
und du schmerzt mich so
dein Blick brennt in mein Herz.
Unschuldig bin ich schon lange nicht mehr
sagst du mir
und ich sage
ich weiß
und leb wohl.

Montag, 11. Oktober 2010

Hoffnungslos

Unter dein verdammtes gottvertrautes Müdhaupt
will ich meinen Blondschopf legen
und tief schlafen
tief zu träumen anfangen

aber ich hab schon
viel zu lange 
vergebens geträumt und gehofft auf dich mich uns
und irgendwann
sag ich mir
muss auch mal Schluss sein und irgendwann
sagst du mir
wird es einen Anfang geben.

Da lach ich mich
- tot.

Müde geweint

Bin müde geweint und ich friere,
wohin ich auch geh, ich verliere
und langsam den Mut.
Wer holt mich aus dieser Krise,
wer trinkt mit mir Wein, den ich gieße
als könnt ich nicht ohne,
wer findet heraus wo ich wohne,
wer zieht bei mir ein?
Ich reiß mir die Haare einzeln aus
und baue daraus ein Puppenhaus,
bin krank und allein,
wer zieht bei bei mir ein?

Dienstag, 5. Oktober 2010

Vom Dunkel ins Licht

Ich lasse mich fallen
vom Dunkel ins Licht,
dorthin wo die Nachtkatzen
mit ihren Schlitzaugen leuchten
fall ich hinein -
will Nachtkatze sein,
ob die Leute sich täuschten
mit ihren biederen Fratzen?
Eine von ihnen bin ich nicht,
ich muss nicht gefallen.


Montag, 4. Oktober 2010

An meinen totgelüsterten Waldprinzen

Meine Brandwunde bleibt konstant infiziert
von deinem Blütensamen
den du dort eingepflanzt -
mitten in meinem brennenden Herzen
das jetzt scheu geworden ist
und kohlenlos weiterbrennt
seinerselbst unbewusst
meinerselbst unbewusst
deinerselbst sehr bewusst
viel zu bewusst deines Körpers
Astralkörpers Seele
deiner büscheligen Achselhaare 
und tannenspitzgezapften Fingerkuppen
verfangen in deinen Wollhaaren, die grasgrün -
das sieht lustig aus.
Doch eigentlich heule ich die ganze Zeit
bei deinem Anblick
der so leblos geworden
Waldprinz
nur dein Schwanz
der steht und grinst
in die Sonne macht mich 
mutlos und stumm
taub nur mein Herz
knistert brennt weiter
und weiter und sehnt sich so
nach unseren rituellen Feuertänzen
die gibt es nicht mehr.