Dienstag, 29. Oktober 2013

Pflanzlich betrachtet

Mein freudigster Blümling
du kannst dir meiner viel zu sicher sein
hab mich längst einwachsen lassen
in deinen persönlichsten Raum

stehe im dämmrigen Halbschatten
wache begierig im Regen
der unermüdlich uns 
auf die Blumenköpfe tropft
und tropft und tropft und

uns treu begießt
auf dass wir uns 
wildwachsend entfalten
zu klatschnasser Größe

genussvoll vereint +
liebend besamt.

Vor verschlossenen Türen

Ich suche ganz tief drinnen
nach einem dunklen Raum
der von mir erleuchtet werden muss.

Ich taste und suche
irre im tristen Dickicht
meiner überdrehten Gedanken
die mich nicht führen können
diesmal nicht.

Warum bloß
brannte sich die Süße
der vergangenen Tage
so dominant in mein Fleisch
dass für die heutige Süße
kein Platz mehr bleibt
sie mich krank macht
und tieftraurig.

Der Raum bleibt verschlossen
so viele Türen
und ich Schusseltier
steh da ohne Schlüssel.

Ausblick

Zeit für den nächsten Schritt.
Ich bin ganz ruhig
dankbar
still.

Jetzt wieder Nullpunkt.

Sonne im Herzen
Reis im Bauch -
so blicke ich nach vorn

und oh welch Wunder erwarten mich da!

Schicht um Schicht

Hier zwischen den Welten
entweltliche ich mich im Fieber
lege ab Schicht um Schicht
den Überfluss der vergangenen Tage

bin Kind jetzt und alte Frau
winde mich im Dazwischen
schnappe nach Luft und nach Hoffnung

träume tief 
schlafe fest
ahne langsam
wer ich bin.

Der totale Verzehr

Einiges mehr und das Band deiner Zunge
hast du mir gewidmet im liebenden Rausch,
dein Blut schmeckte köstlich und ich sage dir, Junge:
Nimm mein Herz, meine Lunge, meine Leber zum Tausch.

Dann salze sie kräftig und nimm mich in dich auf,

ich decke den Tisch, du kaufst dir ein Bier,
wir leben das Leben und warten nicht drauf -
verzehre mich, ich verzehr mich nach dir.


Unwürdiger Abschied

Was sprachen wir denn noch
als wir die Füße schon in den Türen hatten
und es eigentlich nichts mehr zu sagen gab

doch wir hörten uns zu gerne reden
stahlen dem Moment die Stille
und uns einen Abschied
der seiner Schwere würdig gewesen wäre.

Wir schlugen um uns mit Lappalien
erschlugen uns mit Floskeln
gipfelnd in 
machs gut machs besser.

Erst als die Türen zu waren
krachend ins Schloss gefallen
und sehr viel Platz zwischen uns
da erst fielen auch wir

und das Leben umschlang uns
holte unsere Tränen
aus den viel zu stolzen Köpfen.

Lass mich

Dich ein Stück begleiten
auf deinem Weg
deine Seele unter meine Lupe nehmen
und staunen und oh sagen

dich wachküssen
noch vor Sonnenaufgang
weil ich den Morgen nicht abwarten will
denn

unsere Wesen berühren sich
im ganz Wesentlichen
und nur das zählt:

Dein Herz in meiner Hand
meine Hand in deinem Schritt
und du lachst.