Dienstag, 22. November 2011

Ankommen

Plötzlich ist Stille
mein Atem geht gleichmäßig
meinem Kopf fehlen die Worte
die Luft fühlt sich an wie warmes Wasser
ich trinke Holunderblütentee
esse dazu weinrote Trauben
und löse mich ein bisschen auf
schwebend
erinnere ich mich an mich.


Schwarzbrot

Ich weiß nicht wo ich bin,
ich weiß nur, dass ich bleibe,
die Welt ist eine Kugel,
mein Leben eine Scheibe.



Zu viel CocoRosie

Mein Zünglein, tiefrot
hinterlässt
nach und nach
ohne falschen Schlag
tiefe wundersame
Wortspuren
in deinem geöffneten Herzen
deren Sanftheit
dir bis jetzt fremd war.


Meine Silberkrallen
blitzen grell
umfassen
ganz ohne Hast
gänzlich zärtlich
dein Unschuldsgesicht.


Mein Teufelsblick
brennt sich dir ein
bis sich
blutfarbene Flüssigkeit
mit deiner DNA
im Sonnenlicht spiegelt.


Du bist hin und weg
darüber wundern wir uns beide.


Du fragst mich woher der Schmerz kommt
das ist Liebe
antworte ich
und verstecke schnell 
meine kurzen Beine
unter meinem blutgefärbten
schmutztriefenden Hexenrock.



Ihr verdammten Gefühle, wo seid ihr wenn man euch braucht?

Ich würde dich so gerne lieben
du sollst mir gut tun
durch alle vier Jahreszeiten hindurch
ich will dich immer wieder neu suchen wollen
und mich immer wieder finden lassen

du sollst mit mir lachen und lauter
über mich und uns und die Welt
mir das Essen kochen
dass dich an deine Mutter erinnert.
Ich würde dich so gerne lieben
aber



Mittwoch, 5. Oktober 2011

Monogamie

Ich finde Blumen schön aber weiß nicht
welche am schönsten weil es gibt so viele
ich finde Filme schön aber welchen am meisten
weiß ich nicht
und Länder aber so viele gibt es noch zu entdecken
und wenn ich mich festlegen muss welches am schönsten ist
dann kann ich das nicht.

Ich liebe Blumen und Filme und Länder
und weißt du auch Menschen
sag mir
warum ich mich festlegen muss
auf einen.

Montag, 29. August 2011

"Netter Abend bei einem Glas Wein"

Du hast mir viel gesagt
ich habe wie erwartet genickt
dass ich nicht zugehört habe
blieb unbemerkt.


Du hast mich nichts gefragt
ich habe wie erwartet geschwiegen
dass ich dich gebraucht hätte
blieb unbemerkt.



Samstag, 6. August 2011

Nach einem Seelenregenguss

Es ist soweit,
jetzt fühlst du dich geborgen,
hast ausgeweint was nicht zu halten war,
hast dich befreit
vom Kummer, von den Sorgen,
ab jetzt, hoffst du, wird alles wunderbar.

Und wird’s auch Tränen geben
immer wieder, so weißt du doch,
sie sind das Weinen wert,
denn du willst ungefiltert leben
und nichts und niemand sonst hat noch
so süßen Frieden dir beschert.

Mittwoch, 18. Mai 2011

Entsetzen

Ich will mir die Haare wieder 
über die aufgerissenen Augen ziehen
und nichts mehr sehen müssen
die Hände schlagen 
über den aufgerissenen Mund
sodass der Schrei zurückschallt
zu seinem Ursprung
und sein Echo mich kräftigt
und endlich hinaustreibt
Seiltanzen lässt
auf hauchdünne Haarsträhnen
die du mir von den Augen gerissen hast.

Dienstag, 22. März 2011

Wunschdenken

Traurig sein ganz traurig
und mich öffnen
damit die Trauer hinausfließen kann.

Die Angst zerbrechen lassen
in mir und nicht an mir.

Mich schön finden
und schön finden lassen.

Das Herz mir wieder brechen lassen
und mit ihm die Schutzhülle
die mich eingemauert hat.

Abscheu

Weißt du, ich hasse dich
und trotzdem will ich meine Flügel
schützend über dich breiten
dich in meiner Abscheu baden
bis du weinen musst
bitterlich, in meinem Schutz.

Weißt du, ich hasse dich
erst seit kurzer Zeit
und wenn du Angst hast vor mir
dann sage ich dir:
genauso geht es mir auch.

Unter meinen Flügeln
wollen wir uns umklammern,
zitternd abstoßen
dann wieder anziehen, lieben,
ausziehen, lieben,
lieben im Fieber
hitzig schweißnass bekämpfen
den Hass austropfen,

lieben dann
wieder.

Des Künsters Inspiration

Stürz deinen wilden Kopf
in das glasklare fischlose Wasser
sträube dich ein wenig
gerade soviel
dass ein Bläschenstrom
zu mir nach oben steigt
und lasse das große
Ertrinken beginnen.

Sei sicher dass ich dir folgen werde
vergiss das Luftholen
aber vergiss nicht
dich umzusehen –
mein Kopf wird dich amüsieren
plötzlich himmelblau
und die Augen so groß
meerjungfrauengleich.

Lache ruhig ein bisschen
aber verschluck dich nicht
(stille Gewässer können tückisch sein)
und dann:

Komm nah genug heran
an meine kühlen, ertrinkenden Lippen
und lasse dir Kiemen wachsen
von ihrem letzten Kuss.

So wirst du
bis auf den Grund schwimmen können
ganz hinunter
bis hin zum Stillleben
der toten Meerjungfrauen
der Ewigträumenden.

Ganz bestimmt
fällt dir bei ihrem Anblick
eine Melodie ein…