Was ich dir noch sagen will

Nur
dass du Recht hattest all die Zeit
und ich das auch schon vorher wusste
und dir nichts gesagt habe
weil ich nicht schwach sein kann
nicht mehr
das musst du verstehen
sonst täte sich die Hölle auf.
(Aber jetzt sag ichs dir
weil jetzt
nichts mehr zu retten ist.)
Ach und eins noch
von der
die immer Stärke heuchelt -
bevor du gehst
und ich zusammenbreche:
Du hast mich berührt.

Incognito

Er sieht schön aus
und ich verzeihe ihm alles
laufe selber nonstop auf Eierschalen
störe den ungeschlüpften Kücken den Schlaf
und einige bleiben mir an den Füßen kleben
an den leisen Sohlen.
Ich tappe im Dunkeln
ertappe mich
beim Anpassen
kotze mich an
beim Anfassen
von schönen Menschen
die nichts zu sagen haben
und halte selber die Klappe
das hab ich gelernt
bitter und immer wieder.
Wann kriechen die Kreaturen
die mir ebenbürtig sind
endlich aus ihren Rattenlöchern?
Ich will meine wildentschlossene
Schlechtigkeit feiern.

Wenn ich könnte

Hinterlassen hast du ganz schön viel
Brotkrümel und wilde Gedächtnissplitter
die sich sicher nur halb so zugetragen haben
wie mein unzuverlässiger Trödelkopf mir weismachen will.
Jetzt bist du weg.
Und es juckt mich gar nicht und juckt mich doch
in den Fingern dir zu schreiben
eine erbärmliche Facebooknachricht
die dich halten soll, obwohl ich dich doch eigentlich
nicht mehr, verdammt, nicht mehr will.
Wollen würde, wenn ich könnte
das musst du mir glauben.
Weil du gut bist und ich gut sein will
und mit dir leben
anstatt panikgetrieben durch die Nächte zu irren.
Weg. Und niemand tröstet mich
weil ich mich die ganze Zeit kaputtlache
um nicht kaputtzugehen
weil eigentlich
warst du mein Klebstoff die letzten Jahre
hast mich zusammengehalten und high gemacht.
Und ich hab dich in die Tonne gekloppt.

Neuanfang

Zuendegeweint

draußen ist Nacht

nicht mehr alles verneint

aufgewacht.

Frühling Liebling Herzling

Plötzlich ist Frühling in mir

jedes Atom

lacht mir mit deinen Augen entgegen

der Wind ist nur noch halbkalt

mein Herz auch.

Geständnis

Wie wilde Hunde

sind sie über uns hergefallen

selbstgefällig und rücksichtslos

keuchend drehten wir uns um uns selber

und flüsterten, dass es kein Entkommen gibt.

Wie wilde Hunde

haben sie sich festgebissen

und dir beim Weinen zuzuhören

war das Schlimmste dabei.

Übrigens, mir hat nichts wehgetan

und ich schäme mich dafür.

Wie wilde Hunde

kamen die wilden Zweifel

plötzlich und es gab kein Zurück

wie wilde Hunde

und du warst überrascht

und dein Schmerz

brannte sich als Schuld in meine Haut.

Wie wilde Hunde

plötzlich

aber unerwartet

nur für dich

denn ich war es, Liebster,

die ihnen die Maulkörbe abgenommen hat.

Liebe mit Verfallsdatum

Vergessen wir uns

wenn der Sommer zu Ende geht

vergessen wir

die Schönheit die unaushaltbar war

die Angst an die wir uns geklammert haben

als noch alles ging

und die Möglichkeiten so offen waren

wie meine Beine.

Du musst weg

machen wir uns nichts vor

und ich muss bleiben.

Lass dich nur ordentlich küssen

bevor du vom Herbstregen fortgespült wirst.

Um ehrlich zu sein

Seit ich mit dir bin

schäme ich mich beim Blick in den Spiegel

meiner Verlogenheit

die sich auf deiner Naivität ausruht.

Bring dich in Sicherheit

mein Regenbogenknabe

der Goldtopf hier

ist lang schon leer.

Fremder

Verstohlen trifft dich mein Blick

idealisiert dich

mit dir

rede ich mir ein

wäre alles anders

doch in den Augen

des Mädchens

das neben dir sitzt

ist zu lesen:

Wäre es nicht.

Bingo

Finden wir uns nicht gut genug

um ein Leben zu teilen

frage ich dich

und du sagst nein

und ich sage Idiot

und du sagst gar nichts mehr

und ich flehe dich an

es nicht ernst zu meinen

und du sagst das kann man nie wissen

und ich sage

du bist so scheiße rational

mit so einem

sage ich

halt ich es nicht aus

und du sagst

bingo.

Heinz

Ich sage dir wie du sein sollst

aber sei nicht so

ich muss halt überall meinen Senf dazugeben

aber lass dich doch nicht wie ein Würstchen behandeln.

Wenn's denn sein muss

leck ich dir lieber Ketchup

von der haarigen Brust

und wenn du das doof findest

dann mach doch den Mund auf.

Ich verletztes Tier

Lieb mich doch

wegen meiner Wildheit

nicht trotz

als hättest du es nicht gewusst

und wenn du das nicht kannst

dann geh doch

dann tanz ich eben ohne dich

im Sommerlicht

den wütenden Anmutstanz

einer großen Liebe

die nicht groß genug war

um deinen Stolz zu überdauern.

Mein Name

soll dir im Hals steckenbleiben

bis du daran erstickst

und Blut spuckst

auf meine Erinnerung.

Mein Schrei hallt lauter

als dir lieb ist -

viel Lärm um viel.

Weißt du

der Schmerz hat mich wilder gemacht.

Roter Faden

Ich will dich zu einem roten Faden
in meiner Geschichte machen
und vergesse dabei
dass du das nie wolltest
und überhaupt
macht zuviel rot aggressiv.

Auf der Suche nach einem Ausweg
fällt mir ein grüner Faden ein
aber das ist dir zu öko.

Alltagslüge

Worauf warten wir

da ist nichts mehr übrig

die Zeit ist stehen geblieben

und wir mit ihr.

Stoß mich ins Nichts

wenn du mich liebst

weil ich hier nicht bleiben kann.

Die Hölle ist schöner als das hier

und wir stecken fest

betrügen uns gegenseitig.

Worauf warten wir

das Leben tobt

da draußen ohne uns.

So lang schon

So lang so lang so lang schon
endloses Warten
und doch nichts passiert
so lang so lang so lang schon
ficke ich mich selber
bestaune den Mond dabei
hab alles über
und doch nie genug
so lang so lang so lang schon
lauf ich im Kreis
so lang so lang so lang schon
und wieder
nichts.

Herr Meckmann*

Herr Meckmann
vom Jobcenter
du kennst uns doch gar nicht
wieso gibst du uns Geld?
Weil du musst?
Weil du Geld kriegst dafür,
dass du uns Geld gibst?
Sind wir dein täglich Brot,
so wie du unseres bist?
Herr Meckmann
vom Jobcenter
bist ein guter Mann,
wir schätzen dich.
Du uns?

*Name geändert

Du köstlicher Mann!

Wirst du mich willkommen heißen
dann kann ich mich fest verbeißen
in deinen speckigen Waden
die Maden
ignorieren
die deine Perfektheit boykottieren
schamlos durch dein Fleisch sich fressen
und dein Herz zum Mittag essen.
Da komm ich wohl zu spät
wie schade
ich kenn das Spiel -
bin selber Made.

Ab jetzt

Ich will mich drehen
und will tanzen
an deinen Händen weitergehn
mich nicht mehr feige hier verschanzen
die Welt mit offnen Augen sehn
dem Stolz in seine Suppe spucken
über Tellerränder gucken
und dabei gerade stehn.

Standbild

Du bist mir gut gelungen

hast dich formen lassen

und kunstvoll bemalen

ich betrachte dich

eine Armeslänge von mir entfernt

mit Wohlwollen

und Bestimmtheit

und bilde mir viel auf dich ein.

Du erkennst dich nicht wieder

und ich mich auch nicht.

Zwei Fremde

schämen sich ihrer Nähe

und lassen den Blick-

Kontakt abreißen.

Dankbarkeit

Du hast mich stark gemacht

mit deiner Andacht

mir gewidmet

und meinem Stolz

der nun wieder begraben liegt

unter Schutt und Asche

und nach dir wimmert

nach deiner Gutmütigkeit

und deiner Wertschätzung

und all den anderen guten Dingen

die du mir unverdient

hast zukommen lassen.

Ich kann nichts tun

als dich im Arm zu halten.

Spiegelbild

Ich hab mir die Haare gebürstet

heraus kamen Federn

bin alles andere als engelsgleich

eher ein dummes Huhn

zu dumm

zum Lieben.